Seit der Einführung der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) im Januar 2021 sollte der Gebäudesektor einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Klimaziele 2030 leisten. Mit klaren Vorgaben zur Reduzierung von Treibhausgasen um 65 Prozent im Vergleich zu 1990 wollte die Bundesregierung eine ambitionierte Dekarbonisierung des Sektors vorantreiben. Der Fokus lag auf der energetischen Sanierung und dem Einsatz erneuerbarer Energien in Bestandsgebäuden – zwei zentrale Hebel, um die CO₂-Bilanz des Immobiliensektors drastisch zu senken.
Doch drei Jahre nach Einführung dieser Richtlinie zeigt sich: Die Klimapolitik der Regierung im Gebäudesektor ist von Unsicherheiten und Flickwerk geprägt. Ständig wechselnde Fördersätze, unklare Rahmenbedingungen und immer neue Reformen führen zu Vertrauensverlust – sowohl bei Eigentümern als auch bei Planern und Architekten.
Seit 2021 wurde die BEG mehrfach überarbeitet. Bereits im Januar 2022 kam es zu einem Förderstopp für Neubauten im Effizienzhaus-55-Standard, kurz darauf folgte die Kürzung der Fördersätze für weitere Gebäude. Noch im selben Jahr, im Juli 2022, wurde die Förderung von Gasheizungen beendet, was weitere Verunsicherung bei den Hausbesitzern und Bauherren auslöste. Der Förderreigen setzte sich mit der Einführung des Programms „Klimafreundlicher Neubau“ im Februar 2023 fort, was erneut tiefgreifende Änderungen für den Neubausektor bedeutete.
Im Laufe des Jahres 2023 wurden kontinuierlich neue Anforderungen wie die 65%-EE-Pflicht (Verpflichtung, 65 Prozent erneuerbare Energien bei Heizungen zu nutzen) und die Einführung von Nachhaltigkeitsklassen für Sanierungen eingeführt. Doch all diese Maßnahmen wurden begleitet von Kürzungen und teils abrupten Förderstopps. So wurde die Förderung für Energieberatung im November 2023 unerwartet gestoppt, nur um wenige Wochen später nach Haushaltsbeschlüssen wieder aufzuleben. Diese Unvorhersehbarkeit sorgt nicht nur bei Fachplanern für Kopfschütteln, sondern auch bei Eigentümern für Ratlosigkeit.
Eine Studie der Initiative Klimaneutrales Deutschland (IKND) und der Repräsentanz Transparente Gebäudehülle(KTG) zeigt deutlich, wie tief die Verunsicherung in der Bevölkerung sitzt. Von 2.000 befragten Eigentümern von Ein- und Zweifamilienhäusern gaben 52,3 Prozent an, dass sie sich mehr Sicherheit und Beständigkeit in der Förderpolitik wünschen. 39,2 Prozent der Befragten stimmten dieser Aussage „eher zu“, was verdeutlicht, dass nicht nur Fachleute, sondern auch Privatpersonen massiv unter den unsicheren Rahmenbedingungen leiden.
Die Folgen sind offensichtlich: Die Sanierungsquote im Gebäudesektor hinkt hinterher. Während die Bundesregierung eine Sanierungsrate von 2 Prozent jährlich als notwendig erachtet, um die Klimaziele 2030 zu erreichen, lag diese nach drei Quartalen 2024 bei gerade einmal 0,72 Prozent. Dieser Wert zeigt, dass das ständige Hin und Her in der Förderpolitik direkte Auswirkungen auf den Fortschritt im Gebäudesektor hat.
Für Immobilienbesitzer und Bauherren stellen sich drängende Fragen: Lohnt es sich, auf eine weitere Reform zu warten? Wie lange bleiben die derzeitigen Fördersätze gültig? Die Antwort ist erschreckend klar: Niemand weiß es. Mit den anstehenden Neuwahlen und dem drohenden Regierungsaus gibt es aktuell keine Gewissheit darüber, ob die Förderprogramme ab 2025 noch in ihrer jetzigen Form fortgeführt werden. Die Ankündigungen von Katja Neumann, Unterabteilungsleiterin für Wärme und Effizienz in Gebäuden (BMWK), dass die Förderung bis Ende 2024 gesichert sei, erscheinen angesichts der Historie des Förderprogramms wenig beruhigend.
Insbesondere Eigenheimbesitzer sollten sich jetzt die noch existierenden Fördermöglichkeiten – wie den ISFP-Bonusfür individuelle Sanierungsfahrpläne – sichern, bevor weitere Kürzungen oder Stopps drohen. Gerade die Unsicherheiten im politischen Betrieb der großen Parteien, namentlich SPD und CDU, sorgen dafür, dass die Fördermittel auch 2025 erneut auf der Kippe stehen könnten.
Das Förderchaos der letzten Jahre im Gebäudesektor zeigt, wie mangelnde Planungssicherheit und kurzfristige politische Entscheidungen langfristige Schäden verursachen. Ein wirklicher Wandel hin zu klimafreundlichen Gebäuden und energetischen Sanierungen kann nur durch Beständigkeit und klare, verlässliche Rahmenbedingungen gelingen. Die aktuelle Politik jedoch enttäuscht hier auf ganzer Linie – zum Nachteil aller Beteiligten: Planer, Architekten, Bauherren und insbesondere Privatpersonen.
Die nächsten Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, ob eine zukünftige Regierung den nötigen Mut aufbringt, klare Richtlinien für einen klimaneutralen Gebäudesektor festzulegen. Doch wenn die bisherigen Entwicklungen eines gezeigt haben, dann dies: Verlässlichkeit ist in der deutschen Klimapolitik im Gebäudebereich momentan Mangelware.